Mensch sein

Mensch sein

Auf meiner Suche nach einer natürlich gesunden Ernährung und menschlichen Verhaltensweisen stoße ich immer wieder auf unsere mehrere Millionen Jahre alte Entstehungsgeschichte. Durch unsere Vorfahren und das, was sie in der Natur vorfanden, erkläre ich mir, wie sie sich wahrscheinlich verhalten haben und was sie gegessen haben müssen. Der heutige moderne Mensch ist nach wie vor Jäger und Sammler. Ackerbau und Viehzucht begannen erst vor „wenigen“ tausenden Jahren und haben entwicklungsgeschichtlich bis heute gesehen einen verschwindend geringen Einfluss auf unsere Entwicklung nehmen können. Unsere Vorfahren der Gattung Australopithecus, haben vor etwa zwei bis vier Millionen Jahren in Ostafrika gelebt. Die gesamte Entstehungsgeschichte der Menschenaffen (lat. Hominiden) vollzog sich in einem etwa 15 Millionen Jahre langen Entwicklungsprozess.


Der erste Menschentyp der Gattung Homo tauchte mit Homo Erectus vor etwa 2 Millionen Jahren auf.

Welche Umstände machten uns zu dem wer wir sind? Heutzutage sind wir die einzige überlebende Art der Gattung Homo (homo sapiens). Wahrscheinlich entwickelten wir uns vor etwa 200.000 Jahren nach Abstammung von Homo Heidelbergensis. Durch unsere Vorteile in der Denkleistung und den aufrechten Gang haben wir uns auf dieser Welt durchgesetzt. Wir haben heute kaum noch eine Ahnung, wie es in unserer Geschichte wohl zugegangen sein muss. Was uns bleibt sind Funde vergangener Epochen und Vermutungen, die wir anstellen können. Welche markanten Entwicklungsschritte waren bei der Gattung Homo sapiens, im Gegensatz zu allen anderen ausgestorbenen Menschenarten nötig, um auf unser heutiges Leben zurückzuführen?

  • Der aufrechte Gang auf zwei Beinen
  • Fein koordinierbare Hände mit opponierbaren Daumen (Pinzettengriff)
  • Denkleistung
  • Entdeckung und Beherrschung des Feuers, sowie Garen und Kochen
  • Nahrungsmangel
  • Gestik und Sprache
  • Hineindenken in Situationen oder Tieren (Kognition)
  • Sehr frühe Geburten im Gegensatz zu allen anderen Tieren
  • Das ausdauernde Laufen
  • Schwitzen

Der aufrechte Gang befreite die Hände unserer Vorfahren. Sie befähigten nicht mehr ausschließlich zum Gehen, Greifen, Klettern oder Stützen. So konnten sie sich zu fein koordinierbaren Werkzeugen entwickeln. Der Urmensch fing an, immer kompliziertere Werkzeuge mit seinen Händen zu bauen. Gefundene Steinwerkzeuge zeigen im Verlauf der zeitlichen Entwicklung, dass diese immer aufwendiger hergestellt wurden. 3,4 Millionen Jahre alte Knochenfunde mit Schnittspuren und Reste des verwendeten Steinwerkzeuges belegen, dass bereits schon die Australopithecinen derartige Werkzeuge verwendeten. Es ist noch nicht eindeutig geklärt, ob es sich ausschließlich um bearbeitetes Werkzeug oder um aufgelesene Steine handelte, mit denen die Knochen bearbeitet wurden. Sehr wahrscheinlich wurden auch schon früh Holz- und Knochenwerkzeuge verwendet. Allerdings nagte der Zahn der Zeit an diesem Material um einiges schneller als an den Steinen, so dass kaum noch etwas davon zu finden ist. Deswegen können wir nur Vermutungen über deren Verwendung aufstellen.

Der Australopithecus war ein kleines menschenartiges Wesen. Nach Knochenfunden schätzt man die männliche Gattung mit etwa 1,50m und die weibliche mit etwa 1,10m Körperhöhe ein. Dies ist im Verhältnis zum heutigen Menschen entsprechend klein. Ebenso war diese Gattung noch nicht derart geschickt auf zwei Beinen unterwegs, wie die späteren Arten von jagenden Menschen. Aus der Abnutzung des Gebisses, lässt sich schließen, dass Australopithecus vorwiegend Pflanzen, Blätter, Wurzeln, Früchte und Nüsse gegessen haben muss. Unser Darm müsste dementsprechend im Verhältnis zu den Menschenaffen etwa 900 Gramm schwerer sein – wenn wir uns gleichartig wie Australopithecus ernähren würden. Das bedeutet der Darm ist im Laufe der Zeit geschrumpft. Diese Rückentwicklung des Darmes ließ zu, dass mehr Energie für das immer größer werdende Gehirn vorhanden war. Auch wenn unser heutiges Gehirn nur etwa 2% unserer Körpermasse aufweist, so verbraucht es etwa 20% unseres gesamten Energiebedarfes im Ruhezustand. Während des Wachstums benötigt das heutige menschliche Gehirn sogar 60-70% des gesamten Körperenergieverbrauches. Dabei kommt die Frage auf, wie es möglich war, bei der Verdauung Energie einzusparen und des Weiteren den erhöhten Energiebedarf für das Gehirn zu decken. Da Australopithecus noch kein guter Jäger war, musste er sich auf die anderen Jäger im Tierreich verlassen. Wenn die Löwen mit ihrer Nahrungsaufnahme fertig waren und das Muskelfleisch und Gedärme der gejagten Beute verzehrt hatten, vertrieb der Urmensch die Hyänen und machte sich über den übrig gebliebenen Kadaver her. Mit Steinwerkzeugen schabte er das Fleisch von den Knochen und holte anschließend das wertvolle, proteinreiche Knochenmark hervor. Außerdem war es das Ausgraben von stärkehaltigen Wurzeln, was Australopithecus Vorteile zu den nahen Verwandten Schimpansen verschaffte. Eine für mich sehr Sinnvolle These ist die, dass die Australopithecinen mit der Entdeckung des Feuers die Weiterentwicklung zum Homo Erectus ermöglichten. Die erforderliche Nahrung, die das größer gewordene Hirn forderte.

Mit der Entdeckung und Beherrschung des Feuers fing der Mensch an, sich seine Welt Untertan zu machen. Er veränderte seine Umwelt mit Brandrodungen derart, dass er ganze Landschaften in Steppen verwandelte, um darauf zu jagen. Er vernichtete ganze Urwälder und musste dem wütenden Feuer nur noch hinterherlaufen, um die verbrannten, halbgegarten Kleintiere und gerösteten Samen aus der Asche einzusammeln. Einerseits veränderten sich die Landschaften innerhalb kurzer Zeit, so dass sie nur noch wenig Nahrung abwarfen. Andererseits vermehrte sich der Mensch durch die neu gewonnenen Bequemlichkeiten derart schnell, dass er auf der Suche nach Nahrung anfing, neue Gebiete zu erkunden.

Unsere Denkleistung führte mit der Zeit dazu, dass sich Gestik und Sprache, im Gegensatz zum restlichen Tierreich, herausentwickelten. Jede oder zumindest die meisten Tierarten benutzen eine Sprache, um vor Gefahren zu warnen, zu navigieren, die Hierarchie in der Gruppe klarzustellen, Launen kundzugeben und weitere andere Bedeutungen. Die Warnungen vor Gefahren sind bei Affenarten oder Meerkatzenarten sogar so fein ausdifferenziert, dass nach den Lauten der Rufe eindeutig zu hören ist, ob es sich um Angriffe von anderen Gruppen der gleichen Art, um Raubkatzen oder Luftangriffe von Raubvögeln handelt.

Beim Menschen entwickelte sich die Sprache sehr viel weiter als bei anderen Tieren, indem die gejagten Tierarten benannt wurden und die Methoden, wie sie gejagt wurden, in Worte gefasst werden konnten. Der Mensch entwickelte im Laufe der Zeit ein von Reflexen unabhängiges Denken. Er lernte, bessere Jagdergebnisse zu erzielen, indem er sich in seine gejagte Beute hineinversetzte. Auch wenn die Beute außer Sichtweite war, rechnete sich der Mensch aus, wo das gejagte Tier lang gelaufen sein muss. Er überlegte dabei, wie das Tier wohl gedacht haben muss. Diese Fähigkeit nennt man Kognition, die dem Menschen auch heute noch bei der Pflege von sozialen Kontakten und der Ausarbeitung von Strategien helfen. Der Mensch war zwar nicht schneller als seine Beute, jedoch war er um einiges ausdauernder. In Kombination mit der Sprache entstand eine ganz neue Fähigkeit sich auszudrücken. Der Tratsch war geboren und half dem Menschen, seine Sippen zu vergrößern und sich vermehrt zu spezialisieren.

Eine weitere Besonderheit des Menschen ist, dass er im Gegensatz zum Rest der Tierwelt eine sehr schwach ausgebildete Muskulatur hat. Man könnte meinen, dass es verwunderlich scheint, dass er sich auf der Erde durchsetzen konnte. Die Muskulatur verschwand ebenso wie der Darm auf Kosten des großen Gehirnes, um die Energieversorgung dennoch sicherzustellen. Die fehlende Muskulatur wurde durch seine Schläue ersetzt. Darwin sprach seinerzeit von natürlicher Selektion. Allgemein suchen sich die Weibchen im Tierreich die gesündesten Männchen heraus. Anthropologen behaupten, dass von der Gesundheit direkt auf die Gene geschlossen werden kann. Sie meinen, dass eine gute Gesundheit auch gute Gene mit sich bringt. Diese Behauptung kann ich nicht ganz mit ihnen teilen. Denn die heutigen Erkenntnisse der Epigenetik sprechen davon, dass der Mensch mit seiner Lebensweise einen erheblichen Einfluss darauf hat, ob ein Gen „eingeschaltet“ oder „ausgeschaltet“ wird. Das kann von einen zum nächsten Moment passieren. Es ist eine Entscheidung des Individuums selbst, ob ein Gen aktiviert wird oder nicht. Das bedeutet, wir alle tragen Gesundheit und auch Krankheit in uns. Es kommt ganz darauf an, wofür wir uns entscheiden.

Die Frage ist, was ist beim Menschenweibchen mit dem Blick auf das Männchen ein Gesundheitsindikator, wenn es sich nicht die Muskulatur oder die äußerliche Schönheit handelt? Männer haben keine Pfauenfedern, mit denen sie die Weibchen beeindrucken können…

Wenn sich das Gehirn in den letzten drei Millionen Jahren verdreifacht hat, muss es etwas damit zu tun haben. Das könnte bedeuten, dass die Weibchen mit der Gesundheit auf die Intelligenz schließen, welche wiederum auf die Epigenetik schließt. Sie schauen also auf die Schalter unserer Gene. Die Weibchen wählten sich in Vergangenheit die schlausten Männchen aus und schlossen von der Schläue darauf, ob der Mann die Familie ernähren konnte – wobei wir beim nächsten Thema ankommen.

Beim Menschen gibt es eine besondere Paarbindung. Doch wie ist diese entstanden? Der aufrechte Gang des Menschen war nicht nur zu seinem Vorteil. Dieser forderte auch seinen Tribut. Die Beckenschaufeln des Menschen drehten sich nach innen, um das Gewicht der inneren Organe abzustützen. Das schmälerte den Geburtskanal bei den weiblichen Artgenossen. Ein Säugetier mit dem Gewicht eines Menschen trägt ein Kind erst nach 16 Monaten aus. Schaut man sich im Tierreich um, so entdeckt man, dass zum Beispiel Pferde schon kurz nach ihrer Geburt stehen und sogar laufen können. In diesem Vergleich sind alle Menschenkinder mit der Austragung nach 9,5 Monaten unterentwickelte Frühgeburten. Sie können nach der Geburt nicht richtig sehen, nicht gehen und ihre Bewegungen sind unkoordiniert. Das Gehirn des Menschen, oder vielmehr der Kopf des Menschen, würde bei einer „normalen“ Geburt nicht durch den Geburtskanal passen. Es entwickelt sich erst nach der Geburt vollständig aus. Dies erfordert viel Schutz vor Gefahren und einen erhöhten Bedarf an Nahrung, welches die Mutter alleine nicht aufbringen konnte. Daher gab es eine feste Bindung zwischen Mann und Frau, um die Kinder aufzuziehen. In der Sippe half man sich gegenseitig mit dem Aufwuchs aus. Menschenkinder genossen den Schutz in der Sippe der Jäger und Sammler.

Neueste Erkenntnisse der Wissenschaftler an der University of Rhode Island sprechen von der Stoffwechseltheorie. Sie stellten in Studien fest, dass der Stoffwechsel der tragenden Mutter nicht mehr Energie liefern kann und die Kinder deswegen geboren werden müssen. Die Frage ist: Was war zuerst, das Stoffwechselproblem oder der enge Geburtskanal durch den aufrechten Gang? Ich denke viel mehr an Darwin’s natürlicher Selektion. In der Evolution des Menschen hat es viele Tode bei der Geburt gegeben. Die Frühgeburten überlebten und sicherten das Menschendasein auf der Erde.